Leobner – 19.09.2020

Nach der gestrigen Halbtagestour zur Zellerhütte habe ich mich im mir bisher unbekannten „Naturhotel Schloss Kassegg“ einquartiert, auf das ich im Vorfeld zufällig gestoßen bin. Eigentlich wollte ich – wegen der Nähe zum Startpunkt der Tour – beim Kölblwirt ein Zimmer beziehen, der war aber schon ausgebucht. Ich habe es allerdings nicht bereut, denn das Kassegg ist wirklich ein verstecktes Kleinod „in the middle of nowhere„. Sehr freundlicher Empfang an der Rezeption (inklusive eines kurzen geschichtlichen Abrisses des Schlosses), Flexibilität (tolles Lunchpaket anstelle Frühstück) und Einhaltung aller Corona-Maßnahmen. Mein Einzelzimmer war kein Highlight, aber durchaus ok, speziell angesichts des sehr fairen Preises. Außerdem habe ich festgestellt, dass man praktisch vom Hotel aus die Wanderung zur Ennstaler Hütte starten kann, d. h. ich werde mich dort sicher wieder mal einquartieren.

Heute ging es dann schon zeitig in der Früh nach Johnsbach. Es war sehr gutes Wanderwetter angesagt. Als ich um etwa halb acht Uhr beim Kölblwirt vorbeifuhr, traute ich meinen Augen kaum! Alles vollgeparkt! Na bumm, da werden’s heute in der Karawane zur Hesshütte aufsteigen. Ich war froh, ein anderes Tagesziel gewählt zu haben, obwohl mich die Hesshütte (mit Zinödl?) schon wieder mal sehr reizen würde.

Um kurz vor acht traf ich auf dem Parkplatz „Gscheidegger“ (1.016 m) im hintersten Johnsbachtal ein. Ein einziges Auto war dort schon geparkt. Der Leobner ist ja angeblich eher ein Schitouren-Berg und im Sommer nicht so viel begangen. Genau das richtige Ziel für einen schönen Tag in der Wander-Hochsaison!?!

Der erste Teil der Wanderung verläuft auf einer Forststraße auf die sehr schön gelegene Grössingeralm (1.319 m; gut 30 min ab Gscheidegger).

Grössingeralm

Hier hat man dann schon das „Leobner Törl“ im Blickfeld, das man über viele Kehren den „Sautrog“ hinauf erreicht. Der Weg ist stellenweise etwas mangelhaft markiert und scheint auch nicht allzu viel begangen, man kann sich aber kaum „vergehen“.

Im „Sautrog“

Hier hat man im Rücken die Hochtor-Gruppe – sich umzudrehen lohnt sich, der Blick ist herrlich.

Looking back…auf die Gesäuseberge.

Nach gut 1:30 h ist das Leobner Törl erklommen. Hier geht an diesem Tag ein starker Wind, aber in einer Senke ist es windgeschützt und ich gönne mir etwas Gutes aus dem Kassegg-Lunchpaket. Während meiner Jause treffe ich den ersten Wanderkameraden an diesem Tag, der schon im Abstieg vom Gipfel ist! Er erzählt mir, dass außer zwei Tschechen, die offenbar am Gipfel übernachtet hatten, kein Mensch oben ist. Von meinem Jausenplatzerl sehe ich schon den Gipfel des Leobners (links des Kars) und die Lebonermauer (rechts).

Am Leobner Törl
Blick ins Leobnerkar. Links hinten der Leobner, rechts die Leobnermauer.
Blick zur Leobnermauer
Im Leobnerkar unterwegs
Blick zurück zum Leobner Törl

Gestärkt wandere ich weiter, das Leobnerkar hinauf.

Der Gipfel kommt näher
Hinter der Leobnermauer kommt die Hochtor-Gruppe raus

Die Latschen werden weniger, die Ausblicke immer besser. Im Rücken taucht der Lugauer auf, genannt „das steirische Matterhorn“.

Ein markanter Zacken – der Lugauer
Lugauer im Zoom

Nach ziemlich genau 2:30 h (inkl. Jausenpause) erreiche ich den breiten Gipfelrücken des Leobners (2.036 m). Eine tolle Fernsicht hat man von hier!

Am Gipfel! Links des Gipfelkreuzes die Reichenstein-Gruppe, hinter dem Kreuz die Haller Mauern und rechts die Hochtor-Gruppe.
Dachstein gezoomt

Ich genieße meine Jause, während nach und nach ein paar Wanderer den Gipfel erreichen. Später kommen noch zwei oder drei Leute dazu, aber mehr als 7 oder 8 Wanderer sind wir nicht. Es bläst der Wind, wenige Meter unterhalb des Gipfels ist man jedoch geschützt und es herrscht eine angenehme Temperatur. Ich genieße den Ausblick und freue mich über die tolle Tour. Wenig später tauchen 3 „Wanderer“ mit ihren Mountainbikes auf den Schultern auf. Einer der anderen Wanderer, der mit mir auf dem Gipfel sitzt, schimpft leise über die „narrischn Mountainbiker, de übaroi auffigreun und daun wia de Deppadn owifoan“, seine Frau weist ihn zurecht, bevor die Mountainbiker in Hörweite kommen. 😉 Ich mache mich auf den Weg, und tatsächlich überholen mich später 2 der 3 Mountainbiker. So richtig klass scheint mir diese Form des Abstieges aber nicht zu sein, sie werden ordentlich durchgebeutelt und steigen auch immer wieder ab.

Etwa 1:20 h nach Beginn des Abstieges erreiche ich wieder die Grössingeralm. Schon aus der Ferne erkenne ich eine Person, die in der Wiese irgendwelche sonderbaren Verrenkungen macht. Als ich näherkomme sehe ich eine Frau, die ich schon vom Gipfel her kannte. Sie war offenbar über eine andere Variante (Brunnfurtneralm?) abgestiegen und machte nun Yoga-Übungen auf der Alm…

Ich marschierte weiter und erreicht ca. 1:45 h (ab Gipfel) das Auto.

Fazit:
– vergleichsweise einsame Tour
– erster Teil der Wanderung (bis zur Grössingeralm) kein Highlight (Forststraße)
– sehr schön ab Leobnertörl (Blick ins Leobnerkar und auf die Leobnermauer)
– Tolles Panorama vom Gipfel
– Aufstieg ca. 2:30 h, Abstieg ca. 1:45 h.
– gut 1.000 hm