In den letzten 25 (! *ächz*) Jahren durfte ich schon das eine oder andere Konzert miterleben. Michael Jackson 1988 ist unvergesslich – mein erstes Konzert. Tina Turner war umwerfend. Elton John war professionell. U2 waren spektakulär. Und an viele weitere Konzerte erinnere ich mich gerne zurück, sei es an Auftritte von internationalen Stars oder „local heroes“. Aber was ich am 12. Juli 2012 im Ernst-Happel-Stadion in Wien erleben durfte, war schlicht sensationell. So etwas kommt so schnell nicht wieder…
Nach dem Konzert von Bruce Springsteen im Juli 2009 war klar – wenn der wieder Mal in die nähere Umgebung kommt, bin ich dabei. Als dann die Meldung kam, dass Herr Springsteen ein neues Album rausbringt („Wrecking Ball“) und dann eine Tour durch Europa startet, haben wir nicht lange gezögert und Tickets organisiert.
Am Donnerstag, 12. Juli war es dann soweit. Der „Boss“ geigte im Wiener Ernst-Happel-Stadion vor gut 51.000 begeisterten Fans auf. Die Stimmung war von Beginn an genial, man konnte förmlich ein Knistern spüren. Schon lange vor Konzertbeginn ging die Welle durchs Oval.
Als Springsteen um kurz nach 20:00 Uhr endlich die Bühne betrat, tat er das wie immer völlig unspektakulär. Keine Laser, kein Rauch, keine Lichtershow. Das brauchen echte Stars nicht. Nach einem „Servus Wiiiiiien!“ ging es gleich mit einem richtigen „Kracher“ los – „We take care of our own“ vom neuen Album. Weitere Highlights für mich im ersten Drittel: „Badlands“, das unter die Haut gehende „My City of Ruins“ (in Erinnerung an 9/11) und das Ostbahn-Kurti Cover „Rendezvous“. 🙂
In weiterer Folge eine bunte Mischung aus Altem und Neuem, Lautem und Leisem. Das nachdenklich stimmende „Jack of all trades“ war ebenso vertreten wie das immer noch sensationelle „Because the night“ – hier kochte das Stadion erstmals über.
Live ein echtes Highlight ist „Waitin‘ on a sunny day“. Ein 13jähriger Bursche hatte das Glück, von Bruce auf die Bühne geholt zu werden und ein paar Takte mitsingen zu dürfen. Anfänglich zögerlich, wurde er sich dann der einmaligen Chance bewusst und spornte die Musiker mit einem „Come on, E-Street-Band!“ zu Höchstleistungen an. 🙂 Das Publikum johlte…
Weiter ging es, Schlag auf Schlag. Bruce erfüllte wie so oft „requests“ aus dem Publikum. Viele Leute in den ersten Reihen hatten auf Kartons Liederwünsche geschrieben. Springsteen sammelte sie ein und erfüllte den einen oder anderen Liederwunsch. Da kamen Erinnerungen an das „Jersey Girl“ 2009 auf… 🙂 Diesen Song spielte er zwar 2012 nicht, dafür aber eine sehr gefühlvolle Gänsehaut-Version von „Tougher than the rest“. Bruce solo am Klavier! Dass das nicht zum Standard-Repertoire gehört, merkte man daran, dass er zu Beginn des Liedes erst mal den „Einstieg“ finden musste. Sehr sympathisch, wenn man merkt, dass nicht alles einstudiert und geplant ist!
Ganze 24 Songs umfasste die Set List, ehe es an die Zugaben ging (praktisch gab es aber keine Pause dazwischen). Während andere Künstler schon nach 2 h längst unter der Dusche sind (siehe Alanis… :-(), startete „Opa Springsteen“ da erst so richtig durch. Die Lieder aus dem Zugaben-Block lesen sich wie ein „Best Of des Stadion-Rock“:
1) We are alive
2) Born in the U.S.A.
3) Born to run
4) Hungry Heart
5) Glory Days
6) Seven Nights of Rock
7) Dancing in the dark
8) Tenth Avenue Freeze-Out (mit Gedenken an den „Big Man“…Gänsehaut…)
9) Twist and shout
(Die vollständige Set List: Bruce Springsteen Wien 2012 – Set List)
Schon vor dem Zugabenblock signalisierten die Wiener Behörden durch Aufdrehen der kompletten Stadionbeleuchtung: „Jetzt ist genug!“ Angeblich müssen Konzerte im Happel-Stadion um 23:00 Uhr enden. „Waun Schluss is sog i Eich daun scho“ dachte sich wohl der Boss und spielte bis 23:45 Uhr. Über dreieinhalb Stunden – da kann sich so manch anderer Möchtegern-Weltstar was abschauen. Diese Spielfreude ist unglaublich – der Kerl kann auf eine 40jährige Karriere zurückblicken, hat Millionen von Alben verkauft, tausende von Konzerten gespielt. Und trotzdem hat man den Eindruck, es macht ihm nach wie vor unglaublichen Spaß, er ist mit Freude dabei und gibt bei jedem einzelnen Konzert einfach alles. Auch die E-Street-Band war mit vollem Einsatz dabei, und es schien so, als ob Jake Clemons, der Neffe des verstorbenen legedären Saxophonisten Clarence Clemons, auch schon seinen Platz in der E-Street-Band gefunden hätte.
Überglücklich und erschöpft verließen wir gegen 24:00 das Stadion mit dem Wissen, bei etwas „Großem“, „Echtem“, „Einzigartigem“, dabeigewesen zu sein. Danke E-Street-Band, danke Bruce.
Hier noch einige youtube-Links (offenbar gibt es immer irgendwelche Freaks, die praktisch das ganze Konzert mitfilmen…):
– „Tougher than the rest“ in einer Gänsehaut-Version. Damit erfüllte er einen „request“ eines Zuschauers. Man merkt, dass er zu Beginn nach den richtigen Griffen sucht… :-). Und hier noch der Link zur Originalversion.
– „Because the night“
– „Hungry heart“ und „Glory days“ – sensationelle Stimmung
– „Waitin‘ on a sunny day“ (bei ca. 4:00 min holt er den 13jährigen Lukas auf die Bühne – sehenswert. Das wird der Bursche sein Leben lang nicht vergessen… 🙂
– Nochmals „Waitin‘ on a sunny day“ mit Lukas und danach „Raise your hand“
– Bruce sammelt „requests“ und spielt dann „Rendezvous“, eine alte Ostbahn-Kurti-Nummer. 🙂
– nicht unbedingt mein favourite, aber wohl seine bekannteste Nummer: „Born in the USA“
– „Twist and shout“
– …und noch ein „Best Of“
Und hier sieht man, wie die Burschen nach dem Konzert aussehen – fix und fertig, aber happy (so hat man den Eindruck).